15
Dez
2009

Glückskind 00:02

Lieber Nikolai,

irgendwann im Laufe des zweiten Monat deines Lebens ist es passiert: du hast gelächelt, uns angelächelt, nicht das Engelslächeln, das wir im Schlaf schon zuvor bei dir beobachten konnten, sondern ein Lächeln im wachen Zustand. Und so sehr ich mich auch immer über Mittermeiers Spruch* amüsiert habe … es war wunderschön.
Du lächelst und lachst sehr viel, das liegt sicherlich vor allem daran, dass du inzwischen nicht mehr nur auf meinem oder dem Arm deines Papas herumgetragen werden möchtest, sondern dich auch ab und zu für ein halbes Stündchen oder auch mehr in deinem Hochstuhl, der sich zu einer Liege umbauen lässt, ablegen lässt. Und dann, dann beobachtest du mich sehr genau, siehst mir in der Küche zu, wie ich Gemüse schneide, Geschirr ein- und ausräume und koche. Ich erkläre dir alles ganz genau und du, du scheinst aufmerksam zuzuhören. Jedenfalls folgst du meinem Tun sehr konzentriert mit deinen wachen, klaren Augen. Meistens beginnen wir unsere Koch-Show mit Singen und Tanzen - „Rudolph The Red Nosed Reindeer“ war mein und dein Lieblingslied, klatsche dazu, schnippe mit den Fingern. Und du machst begeistert mit: Du gluckst, lachst, reißt deine Ärmchen in die Höhe, strampelst mit deinen Beinen.
Überhaupt: Der zweite Monat hat in vielerlei Bereichen unseres Zusammenlebens eine Wende bedeutet. Das Wichtigste für mich: Ich habe gelernt dein Weinen zu verstehen, richtig zu verstehen. Ich habe gelernt, nicht mehr irgendwelche Gründe oder Ursachen zu suchen, mir Gedanken zu machen, dass ich etwas falsch mache, dass du vielleicht krank bist usw. usf., wenn du weinst. Und das war eine schwierige Aufgabe, schließlich kannst du sehr sehr lange und sehr sehr sehr laut weinen. Ich habe einige sehr gute Texte und Gedanken zu diesem Thema gelesen und weiß heute, dass es dir am besten tut, wenn ich dich einfach halte, mal fester, mal sanfter, in meinem Armen im Sitzen oder im Liegen an deiner Seite im Bett - und dir zuhöre. Ich höre dir zu, was du heraus weinen möchtest. Anfangs hatten wir noch versucht, dich zu beruhigen, heute weiß ich, dass es nicht darum geht, dich ruhig zu stellen, sei es durch Herumtragen, Wiegen, Singen und sonstiges, sondern um zuhören und trösten. Und siehe da, du hattest irgendwann so um die sechste Woche herum deinen Höhepunkt, was das Weinen anbelangt, und seither wird es immer besser.
Auch wenn ich sicherlich eher zu den Lachnummern bei Deutschland sucht den Superstar gehören würde, so magst du es offenbar sehr, wenn ich dir etwas vorsinge. Ganz besonders gefällt dir außer dem rotnäsigen Rentier auch Que sera - oder einfach nur irgendeine ausgedachte Melodie, zu der ich dann La-le-lu oder mama-mumu-meme oder schubidubidabidubuschabischubi und allerlei ähnliches singe … Manchmal, wenn du dann ganz besonders zufrieden auf meinem Arm hängst (du hängst gerne in der Armbeuge, so ganz lässig lässt du dich selbst von der Schulter hinunter gleiten, wenn ich dich umher trage), und lächelst oder gluckst oder auch dabei einschläfst, dann drücke ich ein paar Tränchen raus, weil ich so glücklich bin. Glücklich, dass es dich gibt. Und dass alles letzten Endes gut gegangen ist, mit dir und mit mir.
An der Milchbar hat sich auch etwas schönes getan: Neuerdings lächelst du sie an, die Barkeeperin, bevor du trinkst, nicht immer, aber vor allem dann, wenn du dich gerade in Rage geschrieben hast, weil es dir mal wieder nicht schnell genug ging mit dem Trinken.
Deinen allerersten Ausflug mit dem Auto - also ich und du und das Auto, ganz ohne deinen Papa - haben wir auch hinter uns gebracht. Er führte uns zwar nur zum Orthophäden (yeah - alles in bester Ordnung, du brauchst nicht mehr breit gewickelt werden), aber du hast dich brav von mir kutschieren lassen, obwohl du es gar nicht magst, mit Mützchen und Jäckchen in den Max* Cos* gezwängt zu werden. Die Rückfahrt fandest du zwar grauenvoll, aber das lag wohl mehr daran, dass die Untersuchung furchtbar unangenehm für dich war (eine halbe Stunde musstest du halb ausgezogen auf meinem Arm warten, dann wurdest du mit diesem kalten Gel nahezu von oben bis unten eingeglitscht und in eine Schiene gelegt, das Ultraschallgerät auf den Hüften hat sich sicher auch nicht gut angefühlt.
Übrigens: dein Spitzname Elvis, den du trugst, als du noch in meinem Bauch warst, kommt nun nicht mehr zum Einsatz. Dafür haben wir uns andere Namen für dich ausgedacht, die zu deinem jeweiligen Gesichtsausdruck oder deiner Laune passen. Biene, Mümmel, Nunni oder Nunni-Bär, Tuupps oder Agent Tuupps. Und: nein Nunni hat nichts mit einem Schnuller zu tun, mit dem hast du irgendwann Mitte des zweiten Monats eine halbe Stunde verbracht, ich musste ihn dir festhalten, denn du spuckst das Ding immer dann, wenn wir mal wieder einen Schnuller-Versuch starten, angewidert aus. Mal sehen, ob du irgendwann doch noch ein Schnuller-Baby wirst. Ich vermute eher nicht.

Ich liebe dich.

Deine Mama
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